Es wäre natürlich auch schön von diesen Tieren ein paar Schnappschüsse zu machen, aber leider konnten wir am helllichten Tag keine entdecken.
In Gedanken versunken wanderten wir weiter durch das schöne Tal. Plötzlich hatte ich eine Idee und machte einen Vorschlag: „wie wäre es denn, wenn wir versuchen 20 verschiedene Tiere zu fotografieren? Sagen wir innerhalb vier Wochen, wobei domestizierte Arten und Tierparks dabei ausgenommen sind.“ Meine Begleiter schauten mich zunächst etwas überrumpelt an, fanden dann aber den Vorschlag gar nicht so schlecht. Wir vereinbarten uns in einem Monat wieder zu treffen, um zu schauen was daraus geworden ist. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen auf die Fotos meines Freundes.
Voll Freude und Neugierde schauten wir die Ergebnisse an. Wir haben es umgesetzt und es hat Spaß gemacht. Es ging uns dabei nicht darum „schöne“ oder „gute“ Aufnahmen zu machen, allein das Finden und Dokumentieren war die Motivation. Es war ein unbeschwertes Fotografieren ohne die Last des Wissens, wie man es besser machen könnte – ohne Anspruch. Eine Freiheit die man verliert, wenn man sich mehr mit einer Thematik befasst. Immer wieder denke ich daran zurück und versuche bei meinen Streifzügen diese Lockerheit mit dem Know-how zu verbinden. Kopf und Bauch.
Zwanzig verschiedene Tierarten zu finden und vor die Kamera zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Doch relativ schnell stellte ich fest, dass sich Insekten am besten dazu eignen das selbstgesteckte Ziel zu erreichen. In den nächsten Wochen ging ich nach der Arbeit regelmäßig am Rand eines Feldweges entlang. Mit einer Geschwindigkeit die mir bis dahin unmöglich schien: 100 m/h und das in Bodennähe. Was ich dort fand hat mich wirklich begeistert. Es tat sich für mich eine neue Dimension auf. Mein Blick und meine Aufmerksamkeit haben sich dabei verändert und für ein, zwei Stunden war ich in einer anderen Welt. In der zweiten Woche kaufte ich mir ein Makro-Objektiv und ein ordentliches Stativ. Die Leidenschaft zu fotografieren war geweckt.
Wer schon einmal den Film „Wilde Kreaturen“ gesehen hat, kann sich vielleicht an die Scene erinnern, als Jamie Lee Curtis auf einen Gorilla traf. Sie war nach diesem Erlebnis regelrecht ergriffen. Im Film sprechen sie davon sie habe „Kontakt“ gehabt. So ähnlich ging es mir mit einem viel kleineren Tier: einer Springspinne. Ich lag im Gras und fotografierte gerade eine Pflanze, als ich links im Augenwinkel ein schönes Exemplar bemerkte. Ich schwenkte die Kamera und beobachtete sie durch das Objektiv. Sie versteckte sich hinter einem großen Blatt, kam aber immer wieder hervor und schaute neugierig in mein Objektiv. Ich weiß nicht was sie wahrgenommen hat, einen großen Schatten oder das Spiegeln der Linse vielleicht, auf jeden Fall blieb sie auf dem Blatt und ließ sich fotografieren wie ein Model.
Die Insektenwelt ist wirklich vielfältig und es scheint keine Grenzen zu geben, was die Gestalt anbelangt.
Diese kleine Raupe Nimmersatt hat an einem Blatt rechts außerhalb des Bildes gefressen, drehte sich dann um und kroch auf dem Stengel nach links davon. Nachdem sie ca. 8 cm geschafft hatte bekam sie wohl wieder Hunger, drehte um und machte sich erneut auf den Weg Richtung Blatt.
Weiß jemand wie diese Raupe heißt? Dann gerne bei mir melden.
Damit ist mein erster Blog-Beitrag beendet. Ich hoffe er hat Ihnen gefallen und ich konnte Ihnen etwas von meiner Begeisterung vermitteln. Es würde mich freuen, wenn sie mal wieder auf meiner Seite vorbeischauen.
Bis dann,
Wolfgang Lechler