Im Sommer dieses Jahres sind meine Frau und ich auf dem Albsteig von Donauwörth nach Tuttlingen gewandert (nachzulesen im Blogbeitrag 25 HW1). Nach längerer Pause, in der wir eher mit dem Fahrrad unterwegs waren, war dies Mal wieder eine Mehrtagestour mit dem Rucksack. Auch wenn es sehr anstrengend war, hat es uns doch so gefallen, dass wir schon währenddessen mit dem Gedanken spielten die Geschichte quasi „rund“ zu machen. Denn neben dem Nordrand-, gibt es auch einen Südrandweg. Beide Starten und Enden an denselben Punkten und ermöglichen damit eine Umrundung des Mittelgebirges Schwäbische Alb.
Kaum Zuhause angekommen machten wir uns an die Planung für die Begehung des Hauptwanderweges 2 (HW2) und Ende September saßen wir im Zug nach Donauwörth. Die Laufrichtung von Ost nach West wählten wir aus drei Gründen: erstens haben wir so eine kürze Heimreise, zweitens ist so der Beginn recht flach und eignet sich somit zum Einlaufen und drittens als wesentlichster Punkt bietet das obere Donautal den schönsten Abschnitt der Tour.
Das Wetter ist bei so einer Wanderung über mehrere Tage natürlich sehr relevant. Hatten wir im Sommer noch mit extremer Hitze zu kämpfen, waren die Temperaturen diesmal optimal und auch mit dem Regen hatten wir Glück. Nur am dritten Tag gab es davon reichlich, ansonsten war es trocken. Wie schon erwähnt sind die ersten fünf Tage bis Ulm eher flach und weite Strecken geht man auf kleinen geteerten Wirtschaftswegen. Wer weniger Zeit hat, kann sich durchaus überlegen seine Tour erst hier zu beginnen.
Hinter Ulm verläuft der Wanderweg mehr „auf der Alb“ und wird zunehmend welliger, wobei auch hier (bis Sigmaringen) größtenteils auf breiten Wegen gewandert wird. Wie der HW1 ist auch der HW2 mit einem roten Dreieck auf weißem Grund durchgängig sehr gut markiert. Es gibt aber auch ein paar Stellen, bei denen man Spürsinn haben muss diese Markierung auch zu entdecken.
Seinen Weg laufend mit einer Karte zu verfolgen, um zu wissen wo man sich gerade befindet ist anzuraten. Wir haben die Streckenabschnitte im Vorfeld mit dem Smartphone abfotografiert, um sie auch offline nutzen zu können, denn nicht immer hat man Empfang. Hilfreich für uns war dies z. B. als plötzlich der Weiterweg mit einem Banner „Achtung Holzfällarbeiten“ abgesperrt war und wir eine Umgehung finden mussten.
Der bereits 1907 eröffnete Weitwanderweg ist knapp 300 km lang und damit etwa 80 km kürzer als sein nördliches Pendant und auch mit seinen circa 6000 Höhenmetern kann er nicht ganz mithalten. Dennoch sollten man ihn nicht unterschätzen. Einzelne Tagesetappen können aufgrund der wenigen Übernachtungsmöglichkeiten recht ausgedehnt sein (unsere längste Etappe belief sich auf 36 km) und vor allem die drei Schlusstage im oberen Donautal haben es durch die Kombination von Länge und zu bewältigenden Auf- und Abstiegen ganz schön in sich.
Doch ich kann ihnen sagen, jeder Höhenmeter lohnt sich hier. Die Ausblicke aus beiden Perspektiven genießen zu können, einmal vom Tal hinauf zu den imposanten Felszinnen und einmal von deren Höhen hinab und in die Ferne, sind die Mühe allemal wert.
Das obere Donautal ist nicht nur für Wanderer, Kletterer, Wanderpaddler oder Radfahrer ein hervorragender Ort, sondern bietet auch vieles was man sich als Natur- und Landschaftsfotograf nur wünschen kann. Im Gepäck hatten wir, nicht zuletzt aus Gewichtsgründen, nur eine kleine Kompaktkamera, was ich manchmal bedauerte, aber sportlich wandern und ambitioniert fotografieren funktioniert für mich nicht gleichzeitig. So gibt es also einen Grund mehr mal wieder in diese schöne Gegend zu kommen.
Bis bald und bleiben Sie neugierig,
Wolfgang Lechler