Eine Libellenlarve. Nachdem das Muttertier ihre Eier im oder am Gewässer abgelegt hat, schlüpfen bei den meisten Arten daraus im nächsten Frühjahr Larven. Diese leben zwischen 12 Wochen und 7 Jahren zunächst im Wasser und jagen dort z.B. Kaulquappen – leben also unter Wasser. Während dieser Zeit häuten sie sich mehrmals, bis sie sich irgendwann entscheiden, dass es nun Zeit ist an Land zu gehen. Kurz davor tauchen sie immer wieder auf und stellen ihre Sauerstoffversorgung von Kiemen- auf Lungenatmung um.
Nun ist sie also an einem Wasserlilienblatt hochgeklettert und klammert sich in ca. 30 cm Höhe daran fest – genau in diesem Moment entdecke ich das Tier. Plötzlich bewegt sich etwas am Rücken. Die Larve hat eingeatmete Luft in die Hämolymphe (Insektenblut) geleitet und pumpt sich von innen soweit auf, bis der Druck ausreicht die Larvenhaut am Kopf aufplatzen zu lassen - der erste Schritt ihrer „unvollkommenen Verwandlung“ (Hemimatabole Metamorphose). Im Gegensatz zur vollkommenen Metamorphose wie z. B. bei Schmetterlingen verwandeln sich Libellen dabei nicht grundlegend.
Nun schiebt sie sich Stück für Stück kopfüber aus ihrer Larvenhaut. Es sieht sehr anstrengend aus und sie macht dabei auch immer wieder kurze Pausen um sich auszuruhen. Eine Stunde schaue ich gebannt auf diesen Vorgang. Dann Plötzlich ergreift sie mit ihren Vorderfüßen die jetzt leblose Larvenhülle am Kopf und zeiht blitzschnell den restlichen Hinterleib heraus.
Die Flügel kann ich schon ansatzweise sehen. Nur durch kurze Pausen unterbrochen baut die Libelle unermüdlich weiter Druck in ihrem Inneren auf und leitet diesen in ihre Flügel und in das Abdomen. Ich kann zusehen wie sich die Fassettenaugen und die Flügel formen und der Körper langsam Farbe bekommt.
Dann, wieder blitzartig, entfaltet sie plötzlich ihre vier Flügel. Nur etwa zwei, drei Minuten später fängt sie damit zu schlagen an, um sie in der jetzt schon wärmeren Luft zu trocknen.
Ohne sich zu verabschieden hebt sie nach insgesamt ca. 2 ½ Stunden ab und fliegt (sie kann einfach fliegen, einfach so und perfekt. Unglaublich) in Richtung Wald, wo sie die nächsten Tage verbringt, um sich vollständig zu entwickeln, bevor sie wieder zum Weiher zurückkehrt, sich paart und nach wenigen Wochen an Land stirbt.
Traurig auf der einen Seite, hat sie die Freiheit der Lüfte und die Vermehrung erst kurz zuvor kennengelernt, beneidenswert auf der anderen Seite, da wohl kaum an anderer Stelle der Filmtitel „Das Beste kommt zum Schluss“ so gut passt.
Wer mehr über das Thema „Libellen“ erfahren möchte empfehle ich diese beiden Webseiten:
https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/libellen
Bis bald und bleiben Sie neugierig,
Wolfgang Lechler
Bitte beachten: zertrampeln Sie keine Uferbereiche nur um ein vermeintlich besseres Bild zu machen. Das sind sensible Bereiche. Sollte ein Stativbein beim Fotografieren im Wasser gestanden haben, reinigen Sie es danach von eventuellen Anhaftungen. Dadurch verhindern Sie unbeabsichtigt fremde Organismen in ein anders Gewässer zu „importieren“.