Wir haben uns im Vorfeld gut vorbereitet, sind viele Kilometer gewandert und haben dabei uns und unsere Schuhe gut eingelaufen sowie das Gepäckgewicht auf 9,5 kg (inklusive 1,5 l Wasser) reduziert. Doch der Höhenweg 1 des Schwäbischen Albvereins, am Nordrand von Donauwörth nach Tuttlingen verlaufend, in 14 Etappen an einem Stück zu begehen, verlangt einem schon einiges ab und braucht sich bezüglich der konditionellen Anforderungen nicht hinter einer „normalen“ Alpenüberquerung zu verstecken, führte er uns doch auf 370 km über knapp 10 000 Höhenmeter zum Ziel.
Die Alb ist im Wesentlichen eine sehr ländliche und ruhige Gegend, ist also ideal für eine längere Wanderung geeignet. Es kam vor, dass wir den ganzen Tag über kaum jemandem begegnet sind. Diesen Umstand mussten wir entsprechend bei der Versorgung mit Proviant - insbesondere mit Trinkwasser - und der Übernachtungsfrage berücksichtigen damit er uns nicht zum Nachteil werden konnte. Dies gelang uns nicht immer.
Der HW1 führt, wie oben schon erwähnt, am Nordrand, dem sogenannten „Trauf“ entlang und etwas das man als „Traufgänger“ in fantastischem Ausmaß genießen kann, ist die hervorragende Aussicht ins Unterland. Sollte einem diese vom Boden aus immer noch nicht reichen, bestand auf vielen Bergkuppen die Möglichkeit zusätzlich auf einen Turm zu steigen.
Auch unsere Vorfahren hatten bereits ein Faible für die beste Lage. Auch wenn diese Vorliebe zur damaligen Zeit wohl eher aus strategischer und nicht aus romantischer Sicht bevorzugt wurde. Entlang des Fernwanderweges bot sich uns vielfach die Möglichkeit eine Burgruine zu besichtigen oder sie einfach als Grund für eine gemütliche Rast zu nutzen.
Kulturell hatten wir somit auch einige schöne Momente auf unserer Wanderung erlebt. In erster Linie war es aber eine Landschafts- und Naturerfahrung vom Feinsten. Beim Wandern durch einen Buchenwald im Morgentau, beim Blick auf einer der zahlreichen vorgelagerten Vulkankegel, bei einer Rast unter einem blühenden von Insekten bevölkerten Lindenbaum oder bei der Begegnung mit einem Reh am Wegesrand, waren wir uns einig, dass es die Mühe wert ist, die eine solche Tour zwangsläufig mit sich bringt. Neben etlichen Rehen sahen wir ein paar Hasen, verschiedene Vogelarten, Blindschleichen, einen Feuersalamander, vorbeihuschende Mäuse sowie Schmetterlinge und weitere Insekten zu denen leider auch Zecken gehörten. Fünf Stück davon mussten wir abends mittels Pinzette entfernen und einer Feuerbestattung zuführen.
Zum Abschluss der langen Wanderung ging es noch einmal hoch hinauf. Genauer gesagt auf fünf der insgesamt „10 Tausender“ der Schwäbischen Alb, wobei wir auf dem Lemberg mit 1015 m NHN den höchsten Punkt der Tour erreicht hatten.
Es war eine tolle Tour und wir haben es nicht bereut den ersten vor vielen weiteren Schritten getan zu haben.
Bis bald und bleiben Sie neugierig,
Wolfgang Lechler