Hay, good scotish weather, the rain comes slightly from the side. Dass es in Schottland viel regnet ist sprichwörtlich und für die vier Wochen unseres Aufenthalts kann ich es bestätigen. Es regnete nicht nur viel, sondern auch oft, also mehrmals am Tag. Wenn man seine Nächte auf dem Campingplatz verbringt, ist es dabei nicht einfach auf Dauer sich und seine Klamotten trocken zu halten. Warum tut man sich das an und würde ich es wieder tun? Weil es unglaublich schön ist und ja sofort.
Schottlands Landschaft wäre nicht dieselbe, wenn sie nicht so wäre wie sie ist. Wahrscheinlich hätten wir bei anderen Bedingungen etwas vermisst. Das wäre wie in der Karibik ohne Sonne.
Auf unserer selbst geplanten Rundreise fuhren wir im Uhrzeigersinn, mit kurzen Abstechern ins Landesinnere und zwei Inselbesuchen, einmal um das Festland herum. Da Linksverkehr herrscht hat man so auf Küstenstraßen die bessere Aussicht. Neben der überwältigenden Landschaft waren es vor allem Bauten der früheren Zivilisation die wir besuchten. Über das ganze Land verteilt findet man Ritterburgen und ältere Zeugnisse der Vergangenheit wie aus dem Bilderbuch.
Leider ist man an solchen Orten nicht allein. Seit Flugreisen unverschämt billig geworden sind und der Zustrom nicht mehr durch die limitierende Fährkapazität begrenzt wird, strömen immer mehr Kurzurlauber in das Land. Das passt weder zu der Stimmung des Landes noch zur Infrastruktur. Die zumeist einspurigen Nebenstraßen sind dafür nicht gemacht. Eine gestresste Campingplatzbesitzerin brachte es auf den Punkt: „so many people with so big cars“.
Der wohl meist besuchte Ort neben der Hauptstadt Edinburgh, ist die Insel Skye und wer einmal dort gewesen ist weiß auch warum. Die Küste, die Berge (im schottischen werden Berge die höher als 3000 ft (914,4 m) und eine gewisse Eigenständigkeit besitzen als Munro bezeichnet), die Burgen und Dörfer - wer Landschaften fotografieren möchte, ist hier im Paradies. Dabei ist das wechselhafte Wetter eher von Vorteil. Einen langweiligen Himmel hat man selten.
Durch die Lage im Nordwesten von Europa hat sich das Land eine gewisse Wildheit bis heute bewahrt. Die einheimische Bevölkerung kennt diese Bedingungen und kann problemlos damit umgehen. Möchte man hier eine Wanderung unternehmen oder einen etwas abseits gelegenen Ort besuchen sollte man sich entsprechend vorbereiten und ausrüsten. Ich finde es angenehm, dass nicht jeder Abhang mit einem Geländer verbaut ist und nicht an jedem zweiten Baum fünf bunte Wanderschilder angenagelt sind. Bei einer zweistündigen Wanderung zu einem der bekanntesten Felsen Schottlands, dem Old Man of Storr, bei sehr zweifelhaftem Wetter, kam uns doch glatt beim Abstieg eine indische Familie in Sari und Badeschlappen bekleidet entgegen und fragte uns nach dem Weg.
Schottland liegt zwar weit im Norden, doch die Temperatur bewegt sich seltener im Minusbereich als man denkt. Zu verdanken ist das dem Golfstrom, der warmes Wasser hierher leitet. Das Baden im Meer ist trotzdem nur was für Menschen die das wirklich wollen. Das relativ ausgewogene Klima begünstigt jedoch eine andere Passion der Briten, das Anlegen von Parks und Gärten. Einen solchen zu besuchen kann ich nur empfehlen.
Ganz oben an der Nordküste geht der Blick zu den nahen Orkney Inseln, die mit einer Fähre zu erreichen sind. Spätestens hier ist es dann aber den meisten Pflanzen zu kalt und die Landschaft wird zunehmend karger.
Einen besonderen Moment durften wir bei einem Besuch einer der vielen Burgen erleben. Als wir auf dem Parkplatz ankamen, herrschte dort ein reges Treiben. Wir beobachteten wie Musikinstrumente von traditionell gekleideten Menschen aus Kofferräumen gehoben wurden und sie diese Richtung Burgeingang trugen. Es stellte sich heraus, dass die Gruppe einen professionellen Fotografen engagiert hatte. Nachdem ein paar klassische Gruppenfotos gemacht waren, spielten sie noch mit vollem Einsatz, wie man an den Gesichtern erkennen kann, ein paar Stücke.
Ach so, habe ich schon die Midges erwähnt? So nennen sie hier die fiesen, kleinen Stechmücken von denen es in manchen Zeiten so viel zu geben scheint, wie Schafe und Touristen zusammen. Schottland ist schön.
Bis bald und bleiben Sie neugierig,
Wolfgang Lechler