Eis zu fotografieren ist ein gutes Beispiel dafür, dass dieses Hobby viel mit Planung zu tun hat, wenn man nicht alles dem Zufall überlassen möchte und ein bestimmtes Ergebnis im Kopf hat. Sie erhöht die Chancen zur Umsetzung der eigenen Vorstellung immens. So stelle ich mir am Anfang die Fragen: wo und wann ist die Wahrscheinlichkeit am Größten auf das entsprechende Objekt zu treffen.
Beim Thema Eis ist das relativ einfach zu beantworten. Ich brauche Wasser und eine Temperatur unter 0°C damit sich dieses, in einem hexagonalen Kristallsystem angeordnet, in seinen dritten Aggregatzustand verwandelt. Im südlichen Schwarzwald habe ich das Glück in einer bergigen Landschaft zu wohnen, es gibt also auch naturgemäß viele Bachläufe und den ein oder anderen Wasserfall in einer schattigen Ecke.
Anfang Januar viel das Thermometer in mehreren Nächten deutlich unter den Gefrierpunkt, die Zeit ist gekommen. Warm eingepackt (beim Fotografieren steht man manchmal lange ohne viel Bewegung) und mit einer Kanne heißen Tee im Rucksack, machte ich mich also mehrere Male auf den Weg, um verschiedene ausgewählte Locations in meiner Umgebung aufzusuchen.
Wie vergänglich die durch Kälte gebildeten Strukturen sind, habe ich an einem kleinen Stauweiher am Prägbach erlebt. Als ich dort am frühen Morgen ankam, entdeckte ich diese zum Teil kreisrunden angetauten Stellen auf der Eisoberfläche. Nachdem ich ein paar Aufnahmen gemacht hatte wanderte ich den Bachlauf ein Stück aufwärts um zu schauen was es dort noch zu entdecken gibt. Knapp eine Stunde später kam ich wieder hierher zurück, ich wollte noch ein paar Detailaufnahmen der Kreise machen. Doch ich war zu spät, es gab keine Kreise mehr und auch an zwei anderen Tagen mit ähnlichen Bedingungen waren keine mehr zu sehen.
Dabei ist mir wieder ein Grundsatz bewusst geworden: wenn sich eine gute Gelegenheit bietet, mach das Foto und zwar jetzt. Die Bedingungen, in der Regel vor allem das Licht, ändern sich ständig.
Ein wirklicher Hotspot (finde ich witzig) für Eiszapfen ist der Eisfelsen an der Höll (nochmal witzig) bei Utzenfeld. Unweit der Straße erhebt sich dieser Felsen in die Höhe. Wenn es die Eisdicke und Qualität zulässt, wird hier auch gerne mit Eisgeräten und Steigeisen geklettert. Der Eisüberzug als solches ist zwar natürlich, der Fels steht auch an einem wirklich schattigen Platz, nicht aber der Grund warum es gerade hier entsteht. Die Ursache dafür ist eine darüberliegende Quelle die umgeleitet wurde.
Der Winter ist ja noch nicht vorbei. Sollte es nochmal kalt werden, gibt es noch einige Orte denen ich einen Besuch abstatten möchte bevor der Frühling kommt und das Schokoladeneis lockt.
Bis bald und bleiben Sie neugierig,
Wolfgang Lechler